Gemeinsam mit Prof. Dr. Eva Asselmann (HMU Potsdam) und einer Kollegin der TU Dresden veröffentlichte Prof. Dr. Susan Garthus-Niegel ein Editorial im Journal of Reproductive and Infant Psychology über den Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf die Anpassung (werdender) Eltern während der Schwangerschaft und in der Zeit nach der Geburt des Kindes.
Persönlichkeitseigenschaften werden häufig entlang der fünf Dimensionen Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus (versus emotionale Stabilität) und Offenheit für Erfahrungen untersucht. Im Allgemeinen spielen Persönlichkeitseigenschaften eine wichtige Rolle dabei, wie Menschen Lebensereignissen und -veränderungen begegnen. Elternschaft stellt eine bedeutende, tiefgreifende Lebensumstellung dar. Eine weit verbreitet Theorie ist, dass das Elternwerden »reiferes« Verhalten verlangt und so zu der im Allgemeinen festgestellten Persönlichkeitsveränderung im jungen Erwachsenenalter beiträgt (d. h. Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und emotionale Stabilität nehmen im Allgemeinen zu). Wissenschaftliche Studien liefern bisher allerdings keine eindeutigen Belege für diese Theorie. Daher bedarf es ausgefeilter Forschung, um dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Zum Beispiel könnte die Erfassung des tatsächlichen Verhaltens der Eltern, statt nur deren subjektive Einschätzung zu erheben, Antworten liefern. Zudem sollten einzelne Facetten von Persönlichkeitseigenschaften berücksichtig werden (z. B. sanfteres Verhalten durch den Umgang mit dem Kind aber zugleich erhöhte Reizbarkeit durch Schlafmangel) sowie die Eigenschaften in unterschiedlichen Lebensbereichen getrennt erfasst werden (z. B. könnten Eltern eine hohe Gewissenhaftigkeit in der Versorgung ihrer Kinder zeigen aber gleichzeitig abnehmende Gewissenhaftigkeit im Arbeitsalltag). Weiterhin bleibt bislang offen, welche Bedeutung individuelle Veränderungen in Persönlichkeitseigenschaften für das Erleben von und die Anpassung an Schwangerschaft und Elternschaft haben (z. B. könnte insbesondere die Zunahme von Extraversion der sozialen Unterstützung nach der Geburt zuträglich sein), und wie Persönlichkeitseigenschaften und ihre mögliche Veränderung familiäre und Paardynamiken sowie die psychische Gesundheit von Eltern und Kindern beeinflussen.